3 Comments

  1. Ulrich Blumenbach
    19. Januar 2012 @ 12:05

    Ich weiß ja nicht, ob es Sinn hat, einem Übersetzungskritiker zu widersprechen, der die Übersetzung nach eigenem Bekunden nur quergelesen hat, aber wenn ein Armenier im Original ein beschissenes Englisch spricht, ja, dann spricht der bei mir ein beschissenes Deutsch und hält einen Vortrag ‚in einer Nussschale‘ (was außerdem ebenso wie der Titel „Infinite Jest“ ein Zitat aus dem „Hamlet“ ist). Und nicht der saudische Botschafter wird als „Alien“ bezeichnet, sondern Außerirdische, die in Boston einen Parkplatz suchen. Wenn im englischen Text „Alien“ steht, muss ich doch nicht so tun, als ob da „foreigner“ stünde. Aber vielleicht haben wir auch einfach verschiedene Auffassungen davon, was eine gute Literaturübersetzung ausmacht. Schönen Tach auch!

    Ulrich Blumenbach

  2. Dirk M. Jürgens
    19. Januar 2012 @ 12:35

    Erst einmal danke ich Ihnen für Ihren Kommentar – es ist in jedem Fall schmeichelhaft, von jemanden, über den man schreibt, gelesen und kommentiert zu werden.
    Inhaltlich kann ich leider nur teilweise entgegnen (hatte das Buch nur geliehen und kann nicht mehr nachsehen), aber ein beschissenes Deutsch (bzw. Englisch) fiel mir ansonsten beim Sprecher nicht speziell auf, so dass die Formulierung heraus stach. Kann natürlich an meinem Querlesen gelegen haben. Da vermag ich jetzt also keine Garantie für meine Kritik zu erheben.

    Ebenso habe ich die Formulierung über den Botschafter nicht mehr im Kopf, aber meiner Erinnerung nach ging es darum, dass er sich „wie jeder andere Alien“ bei Parkplatzsuche verhielte. Und da sehe ich einfach nicht den Bezug zu den Außerirdischen, an die der deutsche Leser dabei denkt. Im Englischen scheint das (Achtung, kein Anglist) mit den Ausdrücken lockerer zu sein: Der Schauspieler Angus Scrimm erzählte in einem Interview, dass er, als man ihm in „Phantasm“ eine Rolle als „Alien“ antrug schon dabei war, sich verschiedene Akzente zu überlegen, bis er erfuhr, dass es um einen extraterrestrischen Invasoren ging. Andersherum herrscht da also zumindest Unklarheit, insofern wäre mir an der Stelle „Ausländer“ nach wie vor passender erschienen. – Yes, von Daniel Foster Wallace zu „Phantasm“, ein Hoch auf die Postmoderne!

    Wie auch immmer – wünsche einen ebenso schönen Tach!

    DMJ

  3. Ulrich Blumenbach
    19. Januar 2012 @ 17:30

    Lieber Herr Jürgens,

    ich bin’s noch mal: Sie haben nämlich recht, und an der fraglichen Stelle ist nicht eindeutig zu sagen, ob vernunftbegabte Außerirdische oder Ausländer gemeint sind, insofern zieh‘ ich mir Ihren Schuh doch an. An anderen Stellen im Text kann „Alien“ zwar auch mal „Außerirdischer“ heißen (etwa in Anmerkung 327 — nur falls Sie irgendwann noch mal in den Roman reinschauen wollen), meist sind aber tatsächlich „Ausländer“ gemeint.

    Nu‘ aber Schluss mit dem Fachgesimpel. Danke für Ihren Artikel und den Kommentar!

    UB