3 Comments

  1. Lutz
    25. März 2013 @ 18:14

    So… nun meine Ausführungen zu „The Black Rider“. Wie schon an anderer Stelle gesagt, hast du meine Probleme mit dem deutschen Regie-Theater auf ganz wunderbare Art und Weise in Worte ausgedrückt, besser hätte ich es nicht sagen können, bzw. ich habe es bisher überhaupt nicht richtig sagen können 🙂

    Bei „The Black Rider“ trifft die Kritik in Bezug auf die Inszenierung aber nicht ganz zu. Ich habe, wie zuvor erwähnt, weder die letzte, noch die frühere Kieler Inszenierung gesehen, aber ich habe damals die originale Inszenietung von Robert Wilson für das Thalia-Theater in Hamburg besucht.

    Leider finde ich mein Programmheft für das Stück nicht mehr. Ich bin mir aber sehr sicher mich zu erinnern, dass Wilson, Waits und Burroughs sehr eng gemeinsam an dem Stück zusammengearbeitet haben. Da Wilson ein Regisseur ist, der auch in der Performance der Darsteller sehr starke visuelle Akzente setzt und das Wort der visuellen Darstellung meiner Meinung nach gern unterordnet, scheint es mir jedenfalls sehr wahrscheinlich. Burroughs hatte bei der damaligen Inszenierung auch eigene Tonaufnahmen zur Verfügung gestellt, die im Laufe des Stücks eingespielt wurden. Dies scheint mir ein weiterer Beleg für die Zusammenarbeit zu sein.

    Viele der von dir genannten Beispiele waren auch in der damaligen Inszenierung vorhanden, insbesondere die quälend lange Super-Zeitlupe beim Schuss. Einerseits scheint dies ein beliebtes Stilmittel von Wilson zu sein (bei „Time Rocker“ hat er eine beinahe doppelt so lange Zeitlupe eingebaut in der noch viel weniger sichtbar passiert), andererseits scheint es ein Beleg dafür, dass diese Anweisung, möglicherweise auf Bitte Wilsons hin, bereits in Burroughs‘ Buch vorgelegen hat.

    Gerade weil „The Black Rider“ ein Stück zeitgenössisches Theater ist, dass für eine deutsche Bühne von einem Regisseur, der sehr auf abstrakte Formen setzt, offenbar in enger Zusammenarbeit mit dem Autoren und Komponisten entwickelt wurde, treffen all die Kritikpunkte an modernen Inszenierungen aber nicht zu, weil die moderne Inszenierung quasi schon im Buch steckt.

    Wenn andererseits die Kieler Bühnen „Gefährliche Liebschaften“ als Wasserfarben-Schlacht inszenieren oder die anderen Aspekte, die du genannt hast bei Klassikern eingesetzt werden, dann trifft deine Kritik genau den Kern des Problems.

    Auf Youtube ist eine professionelle Aufzeichnung der originalen Inszenierung von Robert Wilson (als Aufzeichnung von irgendeinem Theaterfestival) mit Stefan Kurt und Dominique Horwitz in den Hauptrollen zu sehen. Es handelt sich wohl um eine Kopie von einer VHS Aufnahme, aber die Qualität ist schon ok. Wenn du magst, kannst du sie dir ja mal zum Vergleich anschauen.

  2. Dirk M. Jürgens
    26. März 2013 @ 12:21

    Oha, jemand, der das Original gesehen hat? Alle Achtung!

    Und du hast natürlich vollkommen recht, dass „The Black Rider“ ein eher schlechter Fall ist, um die Probleme der modernen Theaterregie aufzuzeigen, da es ja schon im Hinblick auf diese geschrieben wurde. Es war nur eben einer der wenigen Fälle, wo ich ein Stück nicht schon gelesen habe, bevor ich es ansah, wo ich also in der Lage eines „normalen“ Zuschauers war und feststellt, wie wenig man aus dieser heraus das zugrunde liegende Material beurteilen kann.

  3. C.Schubert
    17. April 2013 @ 8:03

    Ich habe gestern ebenfalls Black Rider in der Kieler Inzenierung gesehen.
    Eine Textzeile habe ich schmerzlich vermisst:
    „Hurz – Das Lamm!““