Pastewka im deutschen „Breaking Bad“?
Irgendwo dürfte es inzwischen wohl jeder gehört haben: Das ZDF plant eine deutsche Version von „Breaking Bad“ mit Bastian Pastewka in der Hauptrolle. Es wird keine Lang- sondern eine Mini-Serie und um keinen Chemiker, sonden einen Grafiker gehen und er wird seine Familie nicht mit Drogen, sondern Falschgeld versorgen wollen. Der angepeilte Grad der Ernsthaftigkeit schwankt je nach Bericht.
Der erste Impuls ist natürlich, sich stöhnend an den Kopf zu fassen und das Schlimmste zu erwarten, aber gerade ich, der ich schon viel Zeit damit verbracht habe, das deutsche Fernsehen zu beschimpfen, erhalte mir einen Rest Optimismus. – Und zwar nicht trotz, sondern gerade wegen der großen Unterschiede zum Original.
Denn dass ein echtes „Breaking Bad“ im hiesigen Fernsehen unmöglich ist, dürfte relativ auf der Hand liegen. Ein simpler Grund dafür ist schlicht, dass hierzulande, so links und antiautoritär man sich auch gibt, bei TV-Protagonisten herrscht das Führerprinzip: Der Held ist gut und hat immer recht! – Und wenn er mal nicht recht hat, dann wird das einfach ignoriert, weil er ja verdammt nochmal der Held ist. Nicht wahr, Frau Lowinski?
„Breaking Bad“ hingegen war ein bewusster Schlag ins Gesicht solcher Protagonist-Centered Morality, indem es damit begann, Walter White sympathisch und verständlich einzuführen, ihn im Laufe der Zeit aber immer finsterer und unbestreitbar böser werden zu lassen, bis er schließlich ein absolutes Monster war, das der Zuschauer vielleicht für seine Brillanz bewundern, aber nicht mehr als den positiven Helden sehen konnte.
Als darum die ersten Gerüchte über eine deutsche Version kamen, sah meine Vorstellung wie folgt aus: Zuerst einmal müsste die Hauptfigur weiblich sein, da Frauen es ja bekanntlich so viel schwerer haben und man so entsprechend mehr Verständnis für sie haben wird. Alleinerziehend am besten, damit die finanzielle Not auch deutlich wird, zudem könnte man dann ihren unsympathischen Ex-Mann gelegentlich als Antagonisten einbringen. Denn er könnte versuchen, ihr das Sorgerecht für ihr Kind wegzunehmen, das appelliert gleich an die mütterlichen Gefühle der Zuschauerinnen. Ist ja aber viel erbaulicher als Krebs. – Drogen wären aber eine ganz unpassende Sache und würden schon deshalb nicht passen, weil sie ja alsgute Mutter eben viel zu verantwortungsvoll ist, um so etwas in die Welt zu lassen.
Gefälsche Markenklamotten! Das ist es!
Dann wären ihre Feinde die Großkonzerne, die unsere Kinder zum Tragen dieser Marken zwingen, da weiß man gleich, dass es gerechtfertigt ist, was sie tut. Vor allem könnte sie so auch auf das Leid der unterbezahlten Drittweltarbeiter hinweisen, welche die Originale fertigen. Da wäre sie so eine Art moderner Robin Hood. Vielleicht könnte sie eine Beziehung mit dem einzig Jungen unter den bösen Konzernbossen anfangen und am Ende findet er heraus, was sie tut, wechselt aber die Seiten und lässt die Klamotten künftig von ihr nähen. – Also gleich nach der Hochzeit, nachdem man irgendwie per Erpressung oder gerechtfertigter Gewalt ihren Ex aus dem Land vertrieben hat. Das wäre doch ein tolles Ende! Das ist doch ein tolles Konzept! Praktisch genau wie „Breaking Bad“ – da soll man nochmal sagen, so etwas ginge hierzulande nicht!
Ja, so sah meine Erwartung aus. Es kann durchaus sein, dass man über einen ähnlichen Weg dazu gekommen ist, aber die Besetzung der Hauptrolle gibt mir Hoffnung. Hoffnung darauf, dass man etwas eigenes macht, was vielleicht von „Breaking Bad“ inspiriert wurde (und, anders als „Stromberg“, brav dazu steht), aber eigene Wege geht. Man versichert zwar, dass es eine ernsthafte Rolle für Pastewka werde, aber ich hoffe weiterhin auf eine dennoch komische Serie, die entsprechend von dem plumpen, heuchlerischen Drama-Einerlei verschont bleibt, den ein ernsthafter Ansatz vermutlich mit sich brächte.
Wenn also 2015 „Morgen hör‘ ich auf“ läuft, werde ich dabei sein… und vielleicht in wütende, zähneknirschende Verzweiflung verfallen, aber damit warte ich noch, bis es soweit ist.