Monster der Woche #3: Yasunori Kato (1983/1988/1991/2005)
Willkommen zurück beim Monster der Woche auf Buddelfisch.de! Nachdem wir bereits in der letzten Woche eine dämonische Gestalt aus der Welt des Films näher betrachteten, haben wir diese Woche einen weiteren Vertreter des absoluten Bösen!
Monster geben unserer Angst Gestalt. In all ihrer Fremdartigkeit finden wir die Bestätigung, daß das, was wir uns in finstrer Nacht ausgemalt haben, wahr und schrecklich ist. Nun gibt es aber in der Filmgeschichte auch immer wieder Monster in Menschengestalt, die unter uns wandeln und noch viel mehr als die Tiermonster und Außerirdischen das intelligente Böse verkörpern, das sich uns unentdeckt nähernd bei Tageslicht, daß uns manipuliert und Jagd auf uns macht. Diktatoren, Wahnsinnige und verrückte Wissenschaftler können sie sein und zwischen Melodramatik und Maske starrt uns ein menschliches Gesicht entgegen und treibt unsere Finger tiefer in den Kinosessel! Hier haben wir ein Paradebeispiel, eine der legendären Figuren der japanischen Medienlandschaft in den 80er Jahren: Yasunori Kato.
Teito Monogatari (1983)
Yasunori Kato ist eine übernatürliche Gestalt, ein Oni, der seit Jahrtausenden Krieg gegen die japanischen Herrscher führt und im Tokyo des 20. Jahrhunderts erneut versucht, die Hauptstadt dem Erdboden gleich zu machen. Der Kampf zwischen dem Majin, dem dämonischen Mann, Kato und den Kämpfern für das Gute entfaltet sich gleichermaßen als politisches, historisches wie auch als okkultistisches Planspiel, randvoll mit Monstern, Proto-Robotern und Gottheiten und wurde in den frühern Achtzigern in der Romanreihe „Teito Monogatari“ (Die Geschichte der Hauptstadt) von Autor Hiroshi Aramata erdacht.
Nachdem Aramata mit seiner Romanreihe beachtliche Erfolge feierte, wurden Filmproduzenten auf eine Bühnenadaption des Werkes aufmerksam, für die man einen besonders charismatischen Schauspieler in der Rolle Katos verpflichtet hatte: Kyusaku Shimada.
Tokyo: The Last Megalopolis (1988)
Shimada würde seine Rolle in der effektgeladenen Fiml-Adaption „Tokyo: the last Megalopolis“ und dem Nachfolger „Tokyo: The last war“ wiederholen: unwirklich hochgewachsen, furchteinflössende Stimme und unerbittlicher Blick – seine Darstellung Katos bleibt Genrefans noch lange im Gedächtnis. Im Internet weist man auch gerne auf die verblüffende Ähnlichkeit mit dem Bösewicht der Street Fighter Games hin, denn offenbar haben sich die Entwickler bei Capcom in den frühen Neunzigern an Shimadas Darstellung angelehnt, als sie „Bison“ konzipierten. Übrigens: Sogar H.R. Giger ist an einigen Monsterkonzepten in „Tokyo: The Last Megalopolis“ beteiligt gewesen. Für Fans des Tokusatsu Kinos eine unbedingte Empfehlung!
Doomed Megalopolis (1991)
Anime-Regisseur Rintaro (Metropolis) adaptierte den Anfang der Romanreihe als OVA-Serie und auch wenn der Stoff hier zeitgemäß mit mehr Sex und Gewalt aufgespritzt wurde, hält die Verfilmung zumindest auf der Kato-Skala die volle Punktzahl. Hier ein Ausschnitt aus der Serie:
The Great Yokai War (2005)
Auch Kult-Regisseur Takashi Miike hat sich den Romanen Aramatas angenommen und mit „The Great Yokai War“ ein Monstermärchen geschaffen, das von kuriosen japanischen Geistern und Kreaturen nur so wimmelt. Auch wenn aus dem Film eine kindgerechte Effektbombe geworden ist, ahnt man hier und da das Grand Scheme Aramatas. Auch hier versammelt tatsächlich Yasunori Kato die Mächte des Bösen und ein kleiner Junge muß, mit Hilfe unzähliger netter Monster, den Kampf gegen Kato ausfechten. Der Film mag nicht jedermanns Geschmack treffen, aber Etsushi Toyokawa (20th Century Boys) gibt einen coolen Kato ab!
Fazit
Ich habe bewusst nicht alle Adaptionen der „Teito Monogatari“ aufgelistet, zumal ich von den Manga-Versionen keine Ahnung habe und ein weiteres Film Spin-Off ziemlich schlecht sein soll. Wer mag, kann ja selbst mal auf die Suche gehen!
Ich persönlich hoffe immer noch, daß Aramatas Bücher einmal in westlicher Übersetzung erscheinen, denn es dürstet mich einfach nach mehr von dieser wilden Mischung aus Gut gegen Böse, historischen Settings, Monstern, Lichtblitzen und Erdbeben. Mehr bitte! Und Hiroshi Aramata ist immerhin ein kulturell geschätzter Bestseller-Autor in Japan, es gibt also Grund genug ein wenig Kulturförderung in einer Übersetzung fliessen zu lassen. Yasunori Kato ist ein eindrucksvoller Dämon und wird mir immer mit dem Gesicht von Kyusaku Shimada in Erinnerung bleiben. Wer weiß, vielleicht wartet ja schon die nächste Adaption von „Teito Monogatari“ auf uns… aber Kato hat Zeit. Evil never dies!