„Iron Sky“
„Iron Sky“ oder Angriff der Mondnazis
(2012) von Tim Vuorensola
Mondnazis? Noch dazu angeführt von Udo Kier? Der eine Figur namens Wolfgang Kortzfleisch spielt? Seit die ersten Trailer im Internet zeigten, dass dieser von Fans mitfinanzierte Film Realität würde, war ich natürlich gespannt.
Doch ob er gut oder schlecht wäre: Er wäre in jedem Fall zu begrüßen, da er eine lange klaffende Lücke (eben in der Form von Mondnazis) schließt.
Beginnen wir mit etwas Positiven: Schon in einer der ersten Szenen wird mitten im luftleeren Raum des Mondes eine Pistole abgefeuert und damit gleich Stellung bezogen, dass man dem Realismus nur mal kurz im Vorbeifahren zunickt. Das ist ehrlich, das ist sympathisch und auch höchst notwendig, bei dem was so kommt. Die Spezialeffekte sind wirklich makellos und die Actionszenen sauber, die Steampunk-Kriegsmaschinerie der Mondnazis mit ihren vielen Hebeln, Ketten und Schläuchen, Ufos mit lauten Motorengeräuschen und allenorts Beschriftungen in Fraktur bieten schöne Schauwerte.
Nun etwas Negatives: Der Held ist mit seinem pointenlosen Sprücheklopfen nervig und unsympathisch, alten, beidseitig sexistischen Filmkonventionen folgend, haben Frauen ihre Ansichten und Überzeugungen nur soweit, wie sie mit ihrem Macker übereinstimmen und werden beim Partnerwechsel entsprechend mit gewechselt und vor allem ist der Versuch politischer Satire ein Debakel. Statt den Film zeitlos und pulpig zu machen, datiert man ihn durch eine Sarah Palin als US-Präsidentin und befriedigt das Salonrevoluzzerpublikum, (welches es für einen pfiffigen Kommentar hält, jemanden einen Hitlerbart zu malen) indem man einen Gewehrständer in ihrem Oval Office unterbringt und sie plump und unsubtil blubbern lässt, wie toll doch Kriege für eine US-Politikerkarriere sind und die Nazis die einzigen waren „die wir in einem fairen Kampf besiegt haben“. Das ist pubertär und flach und es zieht den Film ärgerlich herunter (vom patriotischen Einsprengsel, dass Vuorensolas Heimatland das einzige ist, welches sich an internationale Abkommen hält, ganz zu schweigen).
Doch nun wieder etwas Positives: Der Film macht Spaß.
Ja, zuweilen schämt man sich über missratene satirische Ambitionen, aber wenn Götz Otto hemmungslos den Comicnazi spielt, Kier sich mit „Heil Kortzfleisch!“ grüßen lässt, oder Großstädte von stählernen Zeppelinen angegriffen werden (selbstverständlich zu Wagnerklängen), bietet der Film wirklich GENAU das, was der Trailer versprach.
Im Ganzen ist er nicht so pulpig, trashig oder ironisch, wie er hätte sein können , so thematisiert man durchaus, dass die heutigen Mondnazis völlig anders geprägt sind, als damals die echten und dass es auch bei ihnen Zivilisten gibt und gerade dadurch fallen die positiven Charaktere unglücklich auf, die so zwischen Comicfigur und ernsthaftem Charakter gefangen sind.
Aber das lässt sich meines Erachtens relativ gut verschmerzen. Der Film ist nicht ganz so gut geworden, wie ich erhofft hatte, aber bei weitem besser, als es zu befürchten war. Persönliche Bonuspunkte bei mir bekommt er noch für das zynische Ende und die Verwendung des „Untergang“-memes, welches somit aus einem Film entstanden, im Mund des Internets durchgekaut und nun in einen anderen Film gespuckt wurde (auch, wenn man bei beidem wieder platte politische Aussage riecht). Man sollte also das Gelingen dieses schrägen Projekts belohnen und sich ruhig mal auf niedrigem Niveau amüsieren – für Mondführer und Vaterland!
(Dirk M. Jürgens)
Doch ob er gut oder schlecht wäre: Er wäre in jedem Fall zu begrüßen, da er eine lange klaffende Lücke (eben in der Form von Mondnazis) schließt.
“Thor” und “Captain America: The First Avenger” (2011) | Weird Fiction
27. April 2012 @ 15:39
[…] für die das Menschenmaterial gerade knapp wird. Plötzlich stört mich da die platte Satire in „Iron Sky“ gar nicht mehr sooo sehr: Denn wenn dumme Filme der einen Seite gedreht werden, um ihre Botschaft […]